Kirche und Kultur

 

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„Reading between the Lines“

Im belgischen Borgloon ist ein bereits 2011 ein faszinierendes Projekt realisiert worden: „Reading between the Lines“ ist eine Installation des Architektenteams Pieterjan Gijs und Arnout Van Vaerenbergh. Zehn Künstler waren eingeladen worden, Vorschläge zur Kunst im öffentlichen Raum der Region Borgloon-Heers in der flämischen Provinz Limburg beizutragen.

Die durchsichtige „Kirche“ ist eines der Beispiele. Sie besteht aus 100 gestapelten Schichten aus verwitterten Stahlplatten und ereicht eine Höhe von zehn Metern. Je nach dem Standpunkt des Betrachters wird die Kirche entweder als massives Gebäude wahrgenommen, oder sie scheint sich ganz oder teilweise in der Landschaft aufzulösen. Das Innere kann beteten werden und scheint nur auf den ersten Blick leer. Doch das vielfältige Spiel von Licht und Schatten füllt den Raum und lädt zum Bleiben ein. Die Kirche übernimmt keine sakrale Funktionen, sondern konzentriert sich auf das visuelle Erlebnis der Besucher.

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Eine Feldkapelle in Sonnenberg

An einem Wegekreuz in den Sonnenberger Streuobstwiesen in Verlängerung des Tennelbachtals wurde durch einen privaten Spender, der zudem die Stiftung "Matthäus 7,12" ins Leben gerufen hat, eine Feldkapelle errichtet - ein Ort der Ruhe, des Verweilens, des Einhaltens, der Kontemplation - ein Andachtsort. Ziel war es, das christliche Symbol des Kreuzes nicht als Accessoire oder additives Element aufzufassen, sondern es als integralen und unveräußerlichen Bestandteil der Baufigur zu entwickeln, der Teil der Gesamtkonzeption ist. Der Wiesbadener Architekt Hans-Peter Gresser setzte diese Idee mit Corten-Stahl und Glas um.
Die Anlage ist aufgebaut wie ein umschlossener Garten, ein hortus conclusus, der durch eine Mauer umschlossen wird und so eine Binnenwelt schafft. Ein kleiner Platz lädt mit Sitzgelegenheit zum Ausruhen und zum sich Sammeln ein. Vor dort aus schreitet man unter dem schrägen Kreuz hindurch einen ansteigenden, grob und holprig gepflasterten Weg entlang. Es ist das Kreuz unserer Zeit; nicht das aufrechte Kreuz der Kreuzzüge und des Triumphes - es ist das Passionskreuz, das Kreuz, das wir auf dem Rücken tragen, das Kreuz unseres alltäglichen Lebens, unter dem wir leiden, das Kreuz der Krankheiten, der Arbeitslosigkeit, das Kreuz der Einsamkeit. Am Ende des Weges, gleich der Via dolorosa, gelangt man mit einer 90°-Drehung in den Andachtsraum, der nach Osten ausgerichtet ist. Als in ein Kiesfeld gestellter Glaskubus ist er der dritte Teil der Gesamtkonzeption aus Weg, Kreuz und Andachtsraum als Ziel.

Ort: Vor den Fichten, 65193 Wiesbaden-Sonnenberg

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Ein Ort der Ruhe: die neue Autobahnkirche an der A45

Auf dem Autohof Wilnsdorf im Siegerland wurde am 26. Mai 2013 die 40. Autobahnkirche in Deutschland eröffnet.
Das Frankfurter Architektenteam Schneider+Schumacher ist dasselbe, das sich für die jüngste Erweiterung des Frankfurter Städels verantwortlich zeigt. In ihrem Entwurf für das Gotteshaus an der A 45 haben Till Schneider und Michael Schuhmacher das Verkehrszeichen für Autobahnkirchen im Gebäude wieder aufgegriffen.
Die Kirche ist ausschließlich aus privaten Spenden finanziert worden. Ein Förderverein, der bereits bei der Gründungsversammlung mehr als 30 Teilnehmer hatte, schaffte es, die erforderlichen 1,5 Millionen Euro zusammenzutragen.
Das Siegerländer Projekt reiht sich ein in eine langjährige Tradition. Die erste Autobahnkirche wurde 1958 in Adelsried an der A8 bei Augsburg eingeweiht. Ziel war und ist es, Reisenden eine Möglichkeit zu geben, unterwegs einen Ort der Ruhe und Andacht zu finden. Auch bei Unfällen suchen Betroffene naheliegende Autobahnkirchen auf.
Nach Angaben der Gemeinschaft der Autobahnkirchenpfarrer wachsen sowohl das Netz der Gotteshäuser als auch die Besucherzahlen stetig. Jährlich zählen die evangelischen, katholischen und ökumenischen Gotteshäuser, die eine direkte Anbindung an eine Autobahnraststätte oder eine Abfahrt haben müssen, rund eine Million Besucher. Spitzenreiter ist die Autobahnkirche Himmelkron an der A9 in Oberfranken mit 100000 Besuchern. Von den 39 Kirchen und Kapellen sind 18 evangelisch, 8 katholisch und 13 ökumenisch getragen.
Weitere sind bei Bibra an der A71 südlich des thüringischen Meiningen und in Zeestow an der A10 am Berliner Ring geplant.
 

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Synagogenneubau in Mainz

In der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt ist nach den Plänen des Kölner Architekten Manuel Herz das neue jüdische Gemeindezentrum entstanden. Seit 1996 bestanden in Mainz Pläne für den Bau am Standort der alten Hauptsynagoge. Der Kölner Architekt Manuel Herz gewann 1999 den Architektenwettbewerb; mit dem Bau konnte 2008 begonnen werden. Die Form des Gebäudes ergibt sich aus den fünf Buchstaben des Wortes „Kedushah“, hebräisch für segnen, heiligen, erhöhen. Die Gestalt des 26 Meter hohen Turms ist einem Widderhorn, einem Schofar, nachempfunden. Die Außenwände der Synagoge sind komplett mit Keramik verkleidet. Die Baukosten betragen rund zehn Millionen Euro und werden von Stadt und Land gemeinsam getragen. Die Jüdische Gemeinde trägt die Kosten für die Inneneinrichtung.

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Neugestalteter Altarraum

In der romanischen Kirche St. Hilaire in der Nähe von Poitiers hat der Designer und Innenarchitekt Mathieu Lehanneur ein aussergewöhnliches Altarraumensemble gestaltet. Ein getreppter Untergrund aus weißem Marmor erinnert an ein topografisches Modell. Darauf scheinen Altar und Ambo aus Alabaster schwebend leicht. Das Taufbecken liegt wie ein kleiner See in einer Senke der Bodentopografie. Die Grundidee entstand aus der hügeligen Landschaft, in die die Kirche eingebettet ist.

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Kapelle des Lichts

Im Jahr 1999 wurde der englische Bildhauer Anthony Caro von der Diözese Bourbourg und dem französischen Kultusministerium eingeladen, den kriegsbeschädigten Chor der gotischen Kirche St. Jean Baptiste in Bourbourg (nahe Calais) zu besichtigen und man sagte ihm, er könne diesen Raum nach eigenem Gutdünken gestalten. Soviel freie Hand hatte bisher wohl nur Matisse bei der Gestaltung der Rosenkranzkapelle in Vence. Caro wählte das Thema „Schöpfung“, um die neun Nischen im Chorhalbrund mit teils abstrakten, teils figürlichen Formen aus Holz, Stahl und Steingut zu gestalten. Außerdem ließ er im Mittelschiff zwei turmartige Einbauten aus Eichenholz anbringen, die für musikalische Anlässe genutzt werden können, aber eben auch einen anderen Blick in den Kirchenraum gewähren. Ein begehbares Taufbecken aus Beton bildet die Mitte der Apsis. Weitere Skulpturen finden sich im Osten und Westen des Kirchenschiffs. Eine große Plastik aus Cortenstahl steht im Außenbereich. Die Einweihung war im Oktober 2008.

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Einen Gegenraum bauen, der anderen Gesetzen gehorcht…

…, das versuchen der Maler Matthias Weischer, der Bildhauer Stefan Mauck, der Klangkünstler Carsten Nicolai und der Architekt Rudolf Finsterwalder in Olevano. Ein katholischer Kapellenneubau soll dort als sakrales Gesamtkunstwerk des 21. Jahrhunderts entstehen. Die vier Künstler wurden dazu durch einen Aufenthalt als Stipendiaten in der Villa Massimo in Rom 2007 angeregt. Baubeginn wird voraussichtlich im nächsten Jahr sein. Ihr Entwurf ähnelt einem monumentalen Schneckenbau, eine „Promenade architecturale“, der seine Inspiration durch Le Corbusiers Ronchamps nicht verleugnen kann.

Weitere Informationen unter Finsterwalder Architekten oder nz-online


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