Samstag, 9. Mai 2020 - 01:45 - 02:35 Uhr arte

Skandal! Ist die Freiheit der Kunst in Gefahr?
2020

In Haifa wird aus christlichen Motiven ein Museum gestürmt, in Paris verhindern Aktivisten mit Vorwürfen des Sexismus und Rassismus Film- und Theaterpremieren und ein Wiener Museum bekommt Ärger wegen Nacktbildern. Immer mehr Gruppen klagen Beleidigung, Rassismus oder Sexismus an, fühlen sich als Opfer inadäquater Darstellungen. Identität ist auch in der Kunstwelt zu einem verteidigungswürdigen Wert geworden. Aber gibt das Gefühl der Beleidigung, das Gefühl Opfer zu sein, den Betroffenen das moralische Recht, nach Zensur zu rufen und somit die Kunstfreiheit einzuschränken?
Im Kern geht Katrin Sandmann in dieser Dokumentation diesen Fragen nach: Wird moralische Korrektheit gerade zum Kriterium in der Kunst? Bedrohen identitätspolitische Forderungen die Kunstfreiheit? Wie viel Rassismus und Sexismus steckt im arrivierten Kunstbetrieb? Und was passiert, wenn Kunst nur noch durch die identitätspolitische Brille betrachtet wird?
Während die Professorin und Regisseurin Mame-Fatou Niang eine gerechtere gesellschaftliche Repräsentation in der Kunst anvisiert, glaubt die Philosophin Carole Talon-Hugon, dass diese „Tyrannei der Verletzlichkeit“ zu einer Verarmung der Kunst führe. Der Direktor des Wiener Leopold Museums konstatiert einen „Terror der Tugendhaftigkeit“ und meint, dass ein Museum einen Shitstorm eben aushalten müsse.
Achim Borchardt-Hume, Ausstellungsdirektor bei Tate Modern in London, hingegen möchte insbesondere die Museumsinstitution als Ort harter gesellschaftlicher Debatten sehen. Bonaventure Soh Bejeng Ndikung, Berliner Galerist und Kurator der letzten documenta, betont wiederum, dass die Schaffung solcher Diskussionsräume Aufgabe der Kunst sei. Wohin also steuern Kunst und Kulturinstitutionen in Zeiten sozialer Medien und erhöhter öffentlicher Erregbarkeit?

Kunst im Paradies, Folge 4 - Die Benesse Art Site Naoshima, Japan
2017

Naoshima, Teshima und Inujima sind die Namen dreier kleiner Inseln mitten in einem japanischen Binnenmeer. Auf diesen drei Inseln befindet sich die Benesse Art Site Naoshima. Deren Gründer, der japanische Milliardär und Verleger Soichiro Fukutake, entschied sich ganz bewusst für die Abgelegenheit der Inselgruppe, um seine Kunstsammlung dort auszustellen.
Friedliche Koexistenz und die Fähigkeit der gegenseitigen Ergänzung von Natur, Architektur und Kunst zu einer spürbaren Ausgewogenheit – diese Idee verfolgt der japanische Architekt Tadao Ando, der berühmt für seine sensiblen und minimalistischen Bauten ist. Gleich mehrere Museen auf Naoshima wurden von Tadao Ando errichtet, dabei sind die Bestandteile Beton, Holz und Licht unverzichtbar. Eines seiner Gebäude verbirgt sich größtenteils unter der Erde, nur Innenhöfe geben den Blick auf den Himmel frei.
Das Chichu Art Museum ist Claude Monet gewidmet. Fünf seiner Seerosenbilder sind hier zu sehen, die in diesem eigens für sie entworfenen Raum fast zu einer spirituellen Erfahrung führen. Soichiro Fukutake lädt Künstler aus aller Welt nach Japan ein. Die Plätze für seine Museen auf den Inseln sucht er persönlich aus. Über einen Zeitraum von fast 30 Jahren hat sich die Benesse Art Site Naoshima immer weiter ausgedehnt. Heute erstreckt sie sich über die drei Inseln und mehrere Dörfer. Auf jeder Insel wurden neue Museen gebaut. Überall ist Kunst zu bestaunen und zu erleben. Boote ermöglichen den Transfer von einer Insel zur nächsten. Ein Museumskomplex, in dem sich Natur, Museen und Kunstwerke zu einer einheitlichen Erfahrung ergänzen.

Dienstag, 12. Mai 2020 - 00:00 - 01:30 Uhr arte

Frauen der Sonne : Ein Video-Kollektiv im Iran - Kollektiv im Iran
Les femmes du soleil : une chronologie du regard, 2018

In Shafie Abad, einem Wüstendorf im Iran, nehmen die Frauen des Weberei-Kollektivs „Frauen der Sonne“ an einem Video-Workshop des Regisseurs Hamed Zolfaghari teil. Indem sie ihren Alltag filmen, verleihen sie dem Leben in ihrem von der Landwirtschaft geprägten Dorf eine neue Dimension. Gleichzeitig stehen sie selbst vor der Kamera – genau wie die Männer, welche ihre Emanzipation zunächst ablehnend und hilflos beobachten. Letztendlich gelingt es den Frauen, das unter Wasserknappheit leidende Dorf wieder an die Wasserversorgung anzuschließen. Der Dokumentarfilm reiht sich ein in die Tradition des Cinéma Vérité, bei der Gefilmte und Filmemacher direkt miteinander interagieren.